Vom Verkäufermarkt zum Käufermarkt

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Bei einer Inhouse-Schulung für eine Organisation aus dem kulturellen Bereich gestern wollte mir eine Teilnehmerin (Künstlerin) erklären, dass es ohne Selbstvermarktung (in Form freundlicher Mitarbeiter, optisch ansprechendes Ambiente, …) viel besser wäre. Denn wer eine kulturelle Dienstleistung nachfragt (in diesem Fall leicht über 1000 Euro jährlich), soll den Wert der Leistung selbst erkennen – und sich nicht von der „Verpackung“ täuschen lassen. Die Qualität der Dienstleistung sei wichtig – wer es wie erbringt wäre unwichtig. So sei es ja auch nach dem Krieg gewesen… Aha!

Allerdings haben sich die Zeiten geändert. Nach dem Krieg haben die Menschen hungrig das kulturelle Angebot angenommen – es gab ja zu wenig, als dass hier noch selektiert werden konnte. Heute aber sieht das etwas anders aus – aus der Fülle von Angeboten kann ich auswählen. Und da muss sich jeder beweisen – auch öffentliche Einrichtungen gegenüber Privatanbietern der gleichen Leistung. Denn das Sichtbare ist für unser Gehirn immer Indikator für die unsichtbare Leistung. Wenn ich beispielsweise vor der Wahl von zwei Musiklehrern stehe, wähle ich natürlich den mit dem besten Auftreten. Denn seine Fachkompetenz kann ich als Laie ohnehin kaum messen.

Schon komisch irgendwie – die Einrichtungen jammern weil die Budgets eingeschmolzen werden. Auf der anderen Seite sind sie aber aufgrund ihres grenzenlosen Idealismus nicht bereit, auf potenzielle Kundschaft zuzugehen und neue Märkte aufzutun. Als Künstler verstehen sie sich nicht als „Dienstleister“ – und „Kunden“ haben sie schon gar nicht. Dabei würde das eine das andere nicht ausschließen.