Der Nasenfaktor

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Innerhalb weniger Sekunden, nachdem ein Mensch den Raum betritt, hat sich sein Gegenüber eine Meinung über die Person und ihre Leistung gebildet – ohne dass die Person sehr viel mehr als ihren Namen genannt hat. Ob wir das wollen, für gut heißen oder nicht, es ist eben so, und Dienstleister müssen sich darauf einstellen. Siehe dazu auch meinen Lesetipp vom 12. März d. J.

Ich hatte schon potenzielle Lieferanten in unserem Besprechungsraum, die so starke Alkoholausdünstungen von sich gaben, dass mir selbst schwindelig wurde (seitdem gibt es in meinem Wortschatz den Begriff des „Passivtrinkens“). Aber auch Raucher können sich durch schlechten Atem und nach Rauch riechende Kleidung selbst disqualifizieren. Sie haben sicherlich auch schon Erfahrungen mit Personen gemacht, die Sie – egal, was sie angeboten haben – schnellstmöglich wieder aus Ihrem Büro entfernt haben wollten. Aber seien Sie auch etwas selbstkritisch, und fragen Sie Ihre beste Freundin oder Ihren besten Freund, ob etwas an Ihnen störend wirken könnte.

Wenn Sie von der Empfangsdame oder Sekretärin in den Besprechungsraum gebeten werden, dann machen Sie sich dort nicht allzu „dick“. Breiten Sie weder Ihre Unterlagen großflächig aus, noch sollten Sie sich schon setzen. Auch wenn die Sekretärin Sie zum Setzen auffordert, entgegnen Sie einfach, dass Sie ja den ganzen Tag sitzen und gerne stehen bleiben, bis Frau/Herr Mustermann kommt. Betritt Ihr Gesprächspartner den Raum, wirken Sie nämlich stehend dynamischer, offener und freundlicher, als wenn Sie bereits sitzen. Außerdem nehmen Sie dadurch rein optisch weniger Raum ein, was anderenfalls für den Gesprächspartner wie „Besatzung“ wirken würde.

Da Sie nun stehen, muss Ihre Kleidung ein stimmiges Bild ergeben. Es muss an dieser Stelle einmal gesagt werden: Motiv-Krawatten sind out – und zwar schon seit vielen vielen Jahren (über weiße Socken möchte ich hier nicht sprechen, das Thema sollte durch sein)! Passen Sie sich Ihrer Zielgruppe an, und lassen Sie sich sicherheitshalber beraten. Auch für Männer gibt es mittlerweile gute und ausgewogene Berater. Eine renommierte Anlaufstelle mit bundesweiter Beratung ist die TYP Akademie, die sich einen guten Namen gemacht hat und viele namhafte Firmen betreut.

Farbwahl und Bekleidungsstil bestimmen den ersten Eindruck mit, den wir von einem Menschen gewinnen. Aber auch die Körperhaltung, die Sprache und Gestik prägen das Bild. Die Entscheidung, ob wir jemanden als sympathisch oder unsympathisch empfinden, wird in Sekundenbruchteilen getroffen – und vor allem unbewusst. Wer im beruflichen Bereich Erfolg haben will, hat auf ein stimmiges Erscheinungsbild zu achten: Ein Bankkaufmann im schrillen Hawaii-Hemd verunsichert den Kunden, und ein Immobilienkaufmann hat mit Ausdrücken wie „scharfes Haus, Mords-Rendite“ wohl kaum Erfolg.